Tag 3 – Sherman, IL – St. Louis, MO – 05.10.2013
Eigentlich wollten wir bis 06:00 Uhr schlafen, aber wir waren wieder um 04:30 Uhr wach. Wir wollen hier in dem hellhörigen Haus nicht unnötig Krach machen, sonst wären wir sicher noch länger geblieben und hätten uns noch was aufgehalten, im Zimmer oder in den anderen Räumen.
Das nächste Mal buchen wir ein B&B eher am Ende der Reise, damit man das auch nutzen kann, mit dem Frühstück und auch mal mit den Leuten zu quatschen.
Wir duschten nur kurz und schlichen uns dann so leise wie möglich die engen Stufen runter, mit den Koffern war es nicht so leicht, leise zu sein. Im Haus rührt sich nichts, alles still, nicht mal der Hund bellt. Wir hoffen, wir haben keinen geweckt.
Um kurz nach 5 Uhr sitzen wir im Auto, das Ziel ist das „State Capitol of Illinois“, das befindet sich nicht, wie man denken könnte, in Chicago, sondern in Springfield. Und zudem fährt Mario, weiß auch nicht, aus welchem Grund, gerne nach Springfield. Die 742 Evergreen Terrace haben wir leider nicht gefunden.
Wie muss ein guter Morgen in den USA beginnen? Richtig, mit einem Besuch im Walmart. Es gibt doch immer noch das ein oder andere, was wir noch dringend benötigen, unter anderem auch „Off“, und was gibt es Schöneres, als in der Früh um 05:30 Uhr durch einen leeren Walmart zu schlendern.
Nebenan gibt es auch noch einen Starbucks, Mario holt sich einen Kaffee, ich warte im Auto. Die Musik, die sie da spielen, Jazz, ist einfach unerträglich, das brauche ich nicht morgens um 05:30 Uhr und auch nicht am Abend um 17:30. Davon bekomme ich Kopfweh.
Das Capitol steht gerade im ersten Licht, als wir dort ankommen, kein Mensch ist unterwegs. Also baue ich mitten auf der Straße mein Stativ auf, um ein schönes Bild zu bekommen. Da kommt die Polizei um die Ecke gefahren, die weichen mir aber nur aus und heben freundlich die Hand zum Gruß.
Ein schönes Capitol haben die hier in Springfield, überhaupt ist es eine schöne Stadt.
Auf meiner Liste steht noch ein „Must See“, das ist ein weiterer Muffler Man, der hier beim Lauterbach Tire Service auch wirklich als ein solcher benutzt wird. Er wirbt für den Auto Service an der Wabash Ave in Springfield. Nur steht er mit leeren Händen da, was er wohl mal in der Hand hatte?
Einige Fotos von ihm werden gemacht, dann plagt uns der Hunger. Schräg gegenüber ist ein Steak ’n Shake, dort gehen wir erst mal frühstücken. Der Laden ist sehr gut gefüllt mit vielen Rentnern, Krankenwagenfahrern und ein paar Bauarbeitern. Neben uns am Tisch diskutiert eine Rentnergruppe über Politik.
Das haben wir auf den anderen USA-Reisen nicht so oft erlebt wie hier in der Gegend. Die Obamas-Care-Sache und der Shut-Down scheint die Leute doch zu beschäftigen.
Im Steak ‘n Shake schmeckt uns das Frühstück sehr gut, wir haben Rühreier mit Bacon und Hash Browns. Zu Hause käme ich doch nie auf die Idee, mir Bratkartoffeln zum Frühstück zu machen, ist aber echt lecker und macht lange satt.
Die anderen Route-66-Attraktionen, die noch auf meiner Liste für Springfield stehen, suchen wir nicht mehr, wir wollen wieder raus aus der Stadt, wo jetzt langsam die Rushhour beginnt. Es ist Samstag, da ist es nicht ganz so voll wie wahrscheinlich unter der Woche, aber immer noch schlimm genug.
Farmersville klingt gut, den Ort sehen wir uns mal näher an, schon von weitem sehen wir den Wasserturm. Da muss ich hin, ich mag die Dinger, vor allem, wenn sie so aussehen wie ein riesengroßer Lolli.
Der Ort ist wirklich nett, hier bleiben wir eine Weile, wir gehen in den Park. Es scheint hier wieder diese kleinen Fliegen zu geben, von denen wir total zerstochen sind, und die Stiche jucken extrem. Wir haben zwar jetzt das „Off“ im Auto, aber jetzt kommt es schon nicht mehr drauf an.
Dieser kleine Park ist menschenleer, so auch das Dorf, ein paar Leute fahren mit ihren Autos vor das Post Office, sonst passiert nicht viel. Wir filmen ein bisschen im Park. Die Schaukeln und das Karussell sehen gut aus.
Überhaupt wirkt der Ort auch durch das Wetter irgendwie gruselig. Wir filmen auch im Ort und machen einige Bilder, da kommt plötzlich eine Frau auf uns zu – wo sie herkam, habe ich gar nicht gesehen – aber schnurstracks kommt sie auf uns zu uns baut sich auf, eine Zigarette im Mundwinkel und etwas, naja, sagen wir mal ungepflegt ist sie schon.
Wir grüßen sie freundlich. Sie nimmt die Zigarette aus dem Mund und fragt, was wir hier fotografieren und warum. Wir erzählen ihr, dass wir die Route 66 fahren und aus Deutschland kommen. Ah so, da wird die so was wie zutraulich, sie hatte gedacht, wir sind vom TV oder von einem Magazin, weil wir hier Fotos machen und auch ihr Haus fotografiert haben.
Sie erzählt uns noch von dem alten Hotel, dem Arts Motel an der Autobahn, das wir uns ansehen müssen, dann schlufft sie zurück in ihr Haus, wo ihr Mann schon in der Haustür auf sie wartet.
Hm, was war das jetzt, war sie nur neugierig oder dachte sie, sie kann ‘nen Dollar verdienen, wenn wir vom TV gewesen wären. Leider nein, sonst hätten wir ihr gerne was gegeben.
Wir packten dann auch unser Zeug wieder zusammen und fuhren noch zum Arts Motel, das Hotel ist noch offen, das Schild wurde wohl auch vor kurzem renoviert, aber ich hätte wohl eher keine Lust, hier zu übernachten.
Über Waggoner, Il, braut sich was zusammen, wir fahren zum Wasserturm, das Bild wird dramatisch. Es fängt an zu stürmen, die Anwohner kommen kurz aus ihren Häusern, als wir vorbeifahren, verschwinden aber ganz schnell wieder, eine Frau ruft mir zu: „A thunderstorm is coming up“.
Wir finden das faszinierend und bleiben noch eine Weile vor dem Maisfeld stehen.
Waggoner ist ein toter Ort, alles bis auf das Post Office scheint leer zu stehen, die wenigen Leute, die hier wohnen, hausen mehr, als dass man es wohnen nennen kann.
Litchfield, IL, ist wieder größer und bietet dem Route-66-Reisenden eine Menge an Highlights, zudem viele Hotels und Einkaufsmöglichkeiten.
Wir stoppen als erstes beim Wasserturm, dort war das Maisfeld schon gemäht. Als nächstes kommen wir zum Skyview Drive In Open Air Kino. Hier in Litchfield findet man des öfteren die Route-66-Zeichen auf der Straße.
An der nächsten Kreuzung befindet sich das Ariston Café und gegenüber das Route 66 Museum.
Als ich vor dem Ariston Café stehe und Fotos mache, kommt ein Mann raus und fragt mich, ob ich Kaffee will, er hat gerade welchen gemacht. Ich verneine, er sagte, er wollte nur sicher sein, dass wir wissen, dass das Café geöffnet hat. Aber ich mag eh keinen Kaffee und gefrühstückt hatten wir ja schon. Ich fand es aber sehr nett, dass er extra rauskam.
Das Museum auf der anderen Seite, was ich schon gerne angeschaut hätte, war leider geschlossen.
Die Route 66 führt auf dieser Straße weiter, gut zu erkennen an den braunen Schildern der Route 66 Association. Wir folgen ihr und erreichen das Belvedere Café auf der rechten Seite. Zum Café gehört auch ein Hotel, den Eingang sehen wir aber erst später, da dieser an der anderen Straßenseite ist.
Das Hotel scheint noch in Betrieb zu sein, zumindest sehen einige Zimmer bewohnt aus, ob es der Besitzer selber ist oder Langzeitgäste, wir wissen es nicht, auch hier würde ich nicht mal in der größten Not übernachten wollen. Schade drum, denn man könnte sicher was aus dem alten Bau machen.
Es hat nicht gewittert oder geregnet, aber die dunklen Wolken halten sich stur am Himmel.
Rechts neben der Straße im weiteren Verlauf befinden sich immer wieder stillgelegte Stücke der ursprünglichen Route 66.
Mt. Olive ist ein schöner kleiner Ort, die Ruhe wird ab und an durch den Zug gestört, sonst ist es friedlich. Auf dem Weg zum Wasserturm fahren wir durch schöne Wohngebiete, viele Häuser sind halloweenmäßig geschmückt.
Leider ist der Ortskern auch hier etwas verlassen, weil sie überall einen Family Dollar oder Dollar General hinbauen müssen, der dann die kleinen Geschäfte in die Pleite treibt.
In Mt. Olive soll es auch eine alte Schell-Tankstelle geben, wir machen uns auf die Suche und werden fündig. Neben dem ortsansässigen Dollar General steht sie, die Soulsby Service Station, leider sind einige Dinge kaputt. Schade drum. Gegründet wurde diese Tankstelle von Henry Soulsby 1926.
Wir fahren weiter, immer der Nase und den Route-66-Schildern folgend, wir wollten gerade nach Staunton abbiegen, da erblicken wir einen Schatz. „Country Classic Cars on Route 66“. Etliche alte, zum Teil sehr gut erhaltene Autos stehen hier draußen und in Hallen.
Mario fragte, ob man die ansehen kann, wir waren schon abgebogen, dann drehten wir aber um und dachten, Gucken kostet nichts. Kostet doch was, am Eingang steht ein Schild, dass man die Autos besichtigen kann, für einen Eintritt von 1$ pro Person.
Cool, das machen wir natürlich. Wir fuhren rein auf den Hof, parkten und suchten ein Büro oder so was, ich ging mit meinem Geld los, aber die Typen im Büro meinten:
“That’s ok- no fee – have fun“. Obwohl wir mit den großen Kameras unterwegs waren, toll. In Deutschland würde man doch gefragt, was man mit den Bildern machen will und müsste sicher mehr zahlen.
Dieses Highlight stand nicht auf meiner Liste, aber ich erinnere mich an einen Route-66-Film, wo darüber berichtet wurde. Toll, dass wir nochmal zurückgefahren sind.
Jetzt liefen für ca. 1-2 Stunden unsere Kameras heiß. Whow, Whow, so viele geile Autos auf einen Haufen habe ich noch nicht gesehen, toll.
Irgendwann mussten wir uns aber losreißen, denn wir hatten ja noch mehr vor an diesem Tag.
Und zwar stand dick und fett auf meiner Liste „Rich Henrys Rabbit Farm“. Diese erreichten wir nach ca. 10 Minuten. In dem Ort Staunton, direkt am Maisfeld, haben Rich und seine Frau Linda diese Roadside-Attraktion geschaffen.
Wir kamen dort an, es sah alles verlassen aus, ist Rich am Ende gar nicht da, es war Samstag, also sollte er geöffnet haben. Gut, das Wetter war bescheiden, da war er mit seinen Hasen sicher drinnen. Und so was es auch. Mario sah sich weiter um auf dem Gelände und ich ging rein.
Drinnen stand Rich und freute sich, dass er Besuch hatte. Er fragte mich sofort, wo ich her bin und alles mögliche über die Rote 66, ob ich dieses schon kenne und jenes. Ich erzählte ihm, was wir vorhaben.
Dann fragte ich ihn nach Silvia und Bernhard, er konnte sich an die zwei ausgesprochen netten Leute aus Germany erinnern. Ich kenne Silvia und Bernhard zwar nicht persönlich, aber ich habe das auf jeden Fall bestätigt. Und habe versprochen, die zwei schön zu grüßen. Ich kaufte einen Schlüsselanhänger und sah mir alle Hasen an, dann fragte ich Rich, ob er Lust hat, mir etwas über seine Farm in meine Kamera zu sagen, damit ich das auf meine Route-66-Webseite setzen kann.
Rich: „I love to“. Sehr schön, ich ging dafür mit ihm raus, da gab es mehr Licht, aber leider war es auch lauter. Aber die Aufnahme ist trotzdem gut geworden.
Mario machte in der Zwischenzeit weitere Bilder und Aufnahmen von der Rabbit Ranch.
Dann verabschiedeten wir uns von Rich und versprachen, dass wir mal wiederkommen würden.
Kaum saßen wir im Auto, fing es an zu regnen, nicht sehr stark, aber doch so, dass wir auf dem restlichen Weg nach St. Louis nicht mehr oft austiegen.
Der Mississippi River bildet die Grenze zwischen Illinois und Missouri, diesen müssen wir kurz hinter Granit City überqueren.
Hier gibt es etliche Brücken über den Fluss, wir folgen den Route-66-Schildern und überqueren den Fluss auf einer der Brücken. Hinter der Brücke fahren wir auf eine Dirtroad, um unter die Brücke zu kommen. Dort machten wir eine kleine Pause und schossen viele Fotos. Es muss wohl die Eads Bridge und die Martin Luther King Bridge gewesen sein, unter denen wir standen., aber sicher bin ich mir nicht.
Der Verkehr auf der Brücke war enorm, wie schon erwähnt war es Samstag, also keine richtige Rushhour, aber in St. Louis war eine Menge los, da mussten wir jetzt durch.
Wir überlegten kurz, ob wir uns St. Louis ansehen wollten oder nicht, dann würden wir uns hier ein Hotel suchen, wenn wir weiterfahren würden, würde es ein Hotel hinter der Stadt. Da wir hofften, dass das Wetter morgen besser werden würde und zudem Sonntag war, wollten wir eine Fahrt nach Downtown wagen, um den Gateway Arch zu sehen. Wir fanden im Navi ein Hotel, das La Quinta Inn, damit haben wir bisher immer gute Erfahrungen gemacht. Das Hotel liegt im Norden der Stadt.
In den Städten lassen wir uns gerne vom Navi führen, das ist um einiges einfacher und vermeidet Stresssituationen.
Gegen 18:00 Uhr waren wir dann auch im Hotel, checkten bei einem netten Typen ein, der sogar etwas deutsch konnte und bekamen ein großes Kingbett-Zimmer.
Wir hatten keine Lust mehr das Hotel zu verlassen, um ein Restaurant zu suchen, so bestellten wir uns beim Pizza Dienst Chicken Wings.
Dann lümmelten wir noch eine Weile im Zimmer rum, begutachteten noch unsere Fotoausbeute und gingen relativ spät schlafen.
Route: 224km
Wetter: | eher wolkig bis ca. 27°C |
Sights: | Springfield State Capitol, Henrys Rabbit Ranch, Mount Olive, Ariston Café, Arts Motel |
Wanderungen: | |
Abendessen: | Chicken Wings auf dem Zimmer – 20$ |
Hotel: | La Quinta Inns & Suites St. Louis - 91,15$ |
Bewertung: | gut +++ |
Bemerkung: |