Tag 3 - Dienstag, den 17.09.2019

Toledo, OH - Detroit, MI - Toledo, OH

Lange habe ich überlegt, ob und vor allem wie ich Detroit mit in die Route aufnehme.
Ich habe mich dann dazu entschieden, nicht in Detroit zu übernachten, und die Idee, diese Stadt näher anzusehen, reifen zu lassen.
So wurde der Übernachtungsort Toledo. Von dort aus sind es keine 100 km nach Detroit, somit wäre es gut als Tagesausflug möglich.

Heute Morgen war uns danach, Detroit anzusehen. So begaben wir uns nach dem Duschen, Frühstücken und Tanken auf den Weg in die Motor City.

Toledo Skyline

Zuerst legten wir einen kleinen Stopp am Maumee River ein, von wo aus man eine schöne Ansicht auf die Skyline von Toledo hat.

Das Wetter begrüßt uns heute Morgen leider wieder mit einer Wolkenschicht, die sich aber sicher im Laufe des Tages auflösen wird. Wir befinden uns hier immerhin in der Nähe des Lake Erie, durch den eine Menge Feuchtigkeit entsteht.

Kurz hinter Toledo überfahren wir die Grenze zu Michigan.

Welcome to Michigan

Danach erstreckt sich landschaftlich eine Art Marschland entlang des Sees, nur unterbrochen von Industrie. Wir beschließen daher, ohne große Zwischenstopps durchzufahren. Trotzdem bevorzugen wir die Landstraße der Interstate.
In Monroe, MI, machen wir ein paar Schnappschüsse des Ortes.

Weiter geht es in die morgendliche Rush Hour nach Detroit. Das Manövrieren durch den Verkehr hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Wir hatten keinen Stau, nicht mal Zähfluss, wir kommen gut durch. Da sehen wir auch schon die Skyline unter der Brücke hervorlugen.

Wir wählen das Parkhaus (danke an Tobi für den Tipp) beim Fox Theater, indem wir eine Daily Rate von 7$ zahlen. Natürlich finden wir in den großen Parkhäusern für unsere dicke Karre auch einen Parkplatz, in der 5. Etage. (Das Bild ist nach der Rückkehr zum Auto entstanden, da war der Himmel schöner)

Blick aus dem Parkhaus

Ein bisschen mulmig ist es ja schon in Detroit – ist es wirklich so gefährlich, wie alle sagen?

Wir fühlen uns von Anfang an sehr sicher und lassen unsere Kamera um den Hals baumeln.

Fox Theatre

Die Woodward Ave führt direkt zum Detroit River, daher gehen wir diese geschäftige Straße ganz gemütlich runter. Klar treffen wir Obdachlose und ein paar komische Gestalten, aber meist doch Businessleute, keiner beachtet uns großartig. Das Smart Phone ist doch eine tolle Erfindung – da auch Homeless und Drogensüchtige alle im Besitz dieses Gerätes sind, achten sie weitaus weniger auf andere Menschen, da der Blick selten vom Smartphone weggeht.

Ab und an lugt die Sonne ein wenig zwischen den Hochhäusern hervor, aber meist ist es wolkig. Nicht gerade das beste Wetter für eine City, aber es ist, wie es ist.

Wir kommen am Wasser an, wo sich ein paar Sights befinden, zum einen das Monument to Joe Louis, zum anderen die Horace E. Dodge Fountain und das Michigan Labor Legacy Monument.

An allen Monumenten fotografieren wir ausgiebig.

Am Detroit River befindet sich das International Memorial to the Underground Railroad, auch das wird abgelichtet. Zur Freude kommt die Sonne raus.

Dann beschließen wir, ein wenig mit dem People Mover zu fahren. Dazu fehlt uns leider Kleingeld, eine Fahrt kostet 1$. Der People Mover ist eine Hochbahn, die alle Sights in Downtown Detroit anfährt.

Ich gehe kurz in einen Coffee Shop, musste eh mal für kleine Mädchen, um Geld zu wechseln.
Die Toiletten sind hier für jeden zugänglich, steht sogar extra drauf, in anderen Städten wehrt man sich ja schon mal gegen die Obdachlosen, die in den Cafés aufs Klo wollen, aber Detroit ist eine obdachlosenfreundliche City.

Mit ein paar Dollarnoten ausgestattet können wir nun in den People Mover, der eine kleine Runde durch Downtown dreht. Wir hatten eigentlich vor, die ganze Runde zu fahren, aber mir wird von dem Ruckeln und gleichzeitigen Rausgucken ganz übel.

Daher steigen wir bald wieder aus. Wir beschließen dann auch, dass wir genug von Downtown haben und wollen uns die Außenbezirke von Detroit ansehen.

Wir holen unseren Nissan wieder aus dem Parkhaus und legen den weiteren Weg mit dem Auto zurück.

Auf meiner Liste stehen:

  • Packard Automotive Plant
  • Michigan Central Station
  • Vanity Ballroom
  • Giant Cow head
  • St Agnes Church
  • Lincoln Street Art
  • Heidelberg Project
  • The Russell Industrial Center
  • Ford’s Garage 21367 Michigan Avenue Dearborn, MI 48124 (Restaurant)
  • Belle Isle

Michigan Central Station wird es als erstes, die wollte ich schon seit Jahren sehen.

Wir parken in der Michigan Avenue, an der wir für zwei Stunden kostenlos stehen können. Wir laufen durch die 17th Street, vorbei an dieser schönen Kirche, bei Google steht: Assemble Sound.

Und nun sehen wir sie schon, die alte Michigan Central Station. Der Bahnhof wurde von 1910 bis 1913 erbaut uns steht unter Denkmalschutz. Seit Jahren steht das Gebäude leer und verfällt immer mehr. In den letzten 25 Jahren wurde es zum Spielplatz von Vandalierern, Obdachlosen, Sprayern und Urban Explorern. 2009 wurde beschlossen, dass mit dem Gebäude etwas passieren muss, es stand sogar zur Debatte, es abreißen zu lassen. Den Abriss verhinderte allerdings ein Anwohner der Stadt, da das gegen das Gesetz des National Register of Historic Places verstoßen hätte, denn seit 1975 ist das Bahnhofsgebäude dort gelistet.

Michigan Central Station

Am 11. Juni 2018 wurde bekannt, dass das Depot an Ford Motor Co. verkauft wurde. Es soll bis 2022 zu einem Campus umgebaut werden, in dem Forschung und Entwicklung für selbstfahrende Autos betrieben werden soll. Es sollen in Zukunft 5000 Ford-Mitarbeiter dort arbeiten.

Das Gebäude beeindruckt uns sehr. Wir sind gespannt, ob es wirklich 2022 fertig wird. Für gute Fotos scheint die Sonne leider von der falschen Seite. Da müssen wir etwas tricksen.

Traben wir mal über die große Wiese vom Roosevelt Park rüber zurück zur Michigan Avenue. Hier ergeben sich noch ein paar schöne Anblicke.

Nach ein paar Fotos von dem recht schönen und boomenden Stadtteil an der Michigan Ave geht es wieder zum Auto zurück. Nächster Halt St Agnes Church.

Die Gegend wirkt runtergekommener, es liegt viel Müll herum und viele der einst sehr schönen Häuser sind verfallen und wirken verlassen. Den ein oder anderen Anwohner gibt es dennoch, diese hängen vor den Häusern oder in den Gassen herum. An weiteren Häusern sind Yuppies und Hipsters dabei, sie zu renovieren.

Wir parken mal auf dem Parkplatz der neuen Kirche und hoffen, dass wir hier sicher stehen. Wir haben eh keine Wertsachen im Auto, aber provozieren muss man auch nicht, indem man sein Auto lange unbeobachtet stehen lässt in einer Ecke, wo die Menschen offensichtlich sehr wenig Geld haben.

St. Agnes Church ist neben einigen anderen Kirchen hier im Norden der Stadt verfallen. Ich hatte Bilder vom Inneren gesehen, aber es ist natürlich verboten hineinzugehen, da halten wir uns dran. Wir sehen uns um und machen ein paar Fotos von außen.

St Agnes Church

Nächste Location: Lincoln Street Art Project. Viel Art ist hier nicht zu sehen, eher eine Müllansammlung. Der Himmel ist mittlerweile sehr schön gefärbt und im Prinzip schaut alles mit diesem Licht toll aus.
Ob am Lincoln Street Art Project noch gewerkelt wird oder ob die Künstler keine Lust mehr hatten, erschließt sich uns nicht. Heute Mittag ist in jedem Fall nichts los.

Jetzt geht es auf zum Packard Automotive Plant. Das Auto stellen wir im Innenhof ab und laufen rum. Auf dem Gelände sind einige LKW-Fahrschulen dabei, das Einparken zu üben.
Wir sehen uns alles an, knipsen.

Packard Automotive Plant

Dann verlassen wir das Gelände wieder und fahren weiter durch Detroit und erspähen immer wieder unbewohnte, verfallene und bewachsene Wohnhäuser. Wirklich schade um die schönen Häuser. Es gab mal im TV – schon länger her – eine Reportage, in der gezeigt wurde, wie die Natur die Städte zurückerobern würde, wenn der Mensch nicht mehr da ist, so kommen wir uns zeitweise vor.

Das Russel Industrial Center ist zum Teil abgesperrt, zum Teil kann man einige Fassaden von alten Fabriken ganz nah sehen, wir nähern uns langsam und lichten die alten Fassaden ab. Natürlich darf man diese Gebäude nicht betreten, aber daran scheint sich keiner zu halten, drinnen liegt jede Menge Müll, es wurde gesprayt und es kann durchaus sein, dass man auf eine Behausung eines Meth -Junkies trifft. Daher bleiben wir besser draußen.

Der letzte Punkt in dieser Ecke von Motown ist das Heidelberg Project, darüber habe ich vor Jahren mal was im TV gesehen. (https://www.heidelberg.org/)

Heidelberg Project

Als wir die Heidelberg Street betreten, ist nichts los. Vor einem der Häuser sitzt ein uralter farbiger Mann vor einem Anderen eine ältere Afroamerikanerin, im Rollstuhl.

In der Heidelberg Street sind Kunstprojekte von den Bewohnern errichtet worden. Diese bestehen aus Sperrmüll und alten Autos. Die Botschaft ist, dass eine Gemeinschaft sich von innen heraus neu entwickeln und erhalten kann, indem sie ihre unterschiedlichen Kulturen und künstlerischen Attribute als wesentliche Bausteine für eine erfüllende und wirtschaftlich tragfähige Lebensweise aufnimmt. Das Leben der Anwohner soll sich durch diese Projekte verbessern.

Die Dame ruft uns was zu, wir verstehen sie nicht, ich gehe näher ran. Sie bittet uns, auf ihrem Haus zu unterschreiben, es soll 1 Dollar kosten.
Wir sagen, dass wir nicht unterschreiben wollen, aber einen Dollar bekommt sie trotzdem. Mario unterschreibt dann doch noch, da sie meint, er hätte jetzt schließlich bezahlt. Sie erzählt uns noch was, wovon wir aber kein Wort verstehen, die nuschelt die Worte in ihr Doppelkinn. Es ging wohl um die Bedeutung der selbstgebastelten Uhren, die überall angebracht sind.

Nach ein paar Fotos machen wir uns vom Acker. Wir haben jetzt genug an verlassenen Häusern und leerstehenden Fabriken gesehen und beschließen, den Rest des Nachmittags auf Belle Isle zu verbringen.

Die Insel liegt mitten im Detroit River. Sie ist 3,9 km² groß und ist wie ein Park angelegt. Wir erreichen die Insel über die McArthur Bridge. Auf der Insel liegen neben dem Park ein Aquarium, ein verlassenes Casino und eine Motorsportrennstrecke.

Wir wundern uns, dass wir keinen Eintritt zahlen müssen, normal kostet es $11 für den Recreation Pass. Uns soll es recht sein.
Erst mal suchen wir die Toiletten auf, die waren aber richtig eklig dreckig.

Dann laufen wir ein bisschen rum und sehen uns alles an. Einen Blick auf die Skyline von Detroit, allerdings gegen das Licht, hat man auch.
Auf der anderen Seite liegt Windsor, Kanada.

Das Gebäude des Aquariums gefällt uns besonders gut, leider hat es geschlossen. Wir müssen uns ein wenig abmühen, um durch bzw über den Zaun Fotos machen zu können.

Nach einer großen Runde auf der Insel verlassen wir diese wieder und fahren langsam nach Toledo zurück. Eigentlich wollte ich noch gerne ins Fort Wayne, südlich der Stadt. Dort gibt es leider nur am Samstag Führungen heute ist geschlossen.

Am Abend holen wir uns was zu essen im Supermarkt, da wir keine Lust mehr haben, das Hotel zu verlassen.

Wetter: Am Morgen erst neblig, später sonnig und sehr warm ca. 26° C
Sights: Detroit, Michigan Central Station, Packard Automotive, Belle Isle
Wanderungen: Spaziergang durch Detroit
Abendessen: Mirkowelle: Hot Pocket + Asia Nudlen
Hotel: Hampton Inn Toledo/Oregon 2931 Navarre Avenue, Oregon, OH
Bewertung: gut +++
Bemerkung: absolut ok
Strecke: Toledo, OH - Detroit, MI - Toledo, OH
Kilometer: ca. 250km


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